Die Brandgefahr billiger Lithium-Ionen-Akkus
Angesichts der hohen Stromkosten und der niedrigen Einspeisevergütung für Solarstrom werden derzeit immer mehr Photovoltaikanlagen mit Batteriespeichern ausgestattet. Besonders verlockend sind günstige Solarspeicher, die online oder als Bausätze angeboten werden. Doch hier lauert eine oft unterschätzte Gefahr: die Brandgefahr durch minderwertige Lithium-Ionen-Akkus. Während hochwertige Batteriespeicher auf Sicherheit und Langlebigkeit ausgelegt sind, können Billigmodelle durch schlechte Verarbeitung, fehlende Schutzmechanismen und fehlerhafte Komponenten schnell zur Gefahrenquelle werden.
Wie funktioniert ein Lithium-Ionen-Akku?
Lithium-Ionen-Akkus sind die am weitesten verbreitete Speichertechnologie für Solaranlagen, Elektrofahrzeuge und mobile Geräte. Ihr Prinzip basiert auf der Bewegung von Lithium-Ionen zwischen zwei Elektroden, der Anode und der Kathode, die durch einen Elektrolyten verbunden sind. Während des Ladens und Entladens wandern diese Ionen hin und her und ermöglichen so die Energiespeicherung. Dieses System ist äußerst effizient, birgt aber Risiken, wenn es unsachgemäß konstruiert oder betrieben wird.
Brandgefahr durch Thermal Runaway – Wenn der Akku zur Gefahr wird
Einer der Hauptgründe, warum Lithium-Ionen-Akkus in Brand geraten können, ist die sogenannte „thermische Durchgehung“ oder Thermal Runaway. Dabei handelt es sich um eine Kettenreaktion, die entsteht, wenn eine Zelle überhitzt und die entstehende Wärme unkontrolliert auf benachbarte Zellen übergreift. Besonders bei günstigen Batteriespeichern ist das Risiko erhöht, da sie oft aus minderwertigen Zellen bestehen, deren Trennschichten dünner und anfälliger für Defekte sind. Zudem fehlen oft Schutzmechanismen wie ein intelligentes Batteriemanagementsystem (BMS), das Spannung, Temperatur und Ladezyklen überwacht. Wenn ein solcher Akku überladen wird oder eine Zelle beschädigt ist, kann es zu Kurzschlüssen kommen, die innerhalb von Sekunden eine Kettenreaktion auslösen und den gesamten Speicher in Brand setzen.
Ein weiteres Problem ist die Überhitzung durch schlechte Kühlung oder mangelhafte Elektronik. Hochwertige Solarspeicher sind mit speziellen Kühlmechanismen und Sicherheitssystemen ausgestattet, die eine Überhitzung verhindern. Günstige Alternativen sparen oft an diesen essenziellen Schutzmaßnahmen, was das Risiko eines Feuers deutlich erhöht. Hinzu kommt, dass minderwertige Akkus empfindlicher auf Umwelteinflüsse reagieren: Hohe Temperaturen im Sommer oder Frost im Winter können ihre Stabilität beeinträchtigen und chemische Reaktionen auslösen, die den Akku langfristig schädigen oder sogar zur Selbstentzündung führen.
Mechanische Schäden und DIY-Projekte – eine unterschätzte Gefahr
Ein nicht zu unterschätzendes Risiko ist der mechanische Schaden. Bereits ein Sturz oder eine unsachgemäße Installation kann feine Risse in der Zellstruktur verursachen, die sich erst nach einiger Zeit bemerkbar machen. Diese Mikrobeschädigungen können Kurzschlüsse verursachen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind, aber das Risiko eines Brandes erheblich erhöhen.
Besonders kritisch ist der Trend, Solarspeicher selbst zu bauen. In Online-Foren kursieren Anleitungen, wie man aus günstigen oder alten Akkuzellen eigene Speichersysteme basteln kann. Doch ohne das notwendige Fachwissen kann dies gravierende Fehler verursachen, die im schlimmsten Fall das eigene Zuhause in Flammen aufgehen lassen. Wer zudem auf den Gedanken kommt, Akkupacks aus verschiedenen, möglicherweise unsicheren Quellen zusammenzustellen, riskiert instabile Zellen, fehlerhafte Lötstellen und einen völlig unzureichenden Überladungsschutz.
Versicherungsschutz in Gefahr: Was passiert, wenn es brennt?
Nicht nur die Brandgefahr selbst ist ein Problem – auch im Schadensfall kann es teuer werden. Sollte ein Brand durch einen nicht zertifizierten Batteriespeicher oder eine fehlerhafte Eigeninstallation entstehen, kann die Versicherung die Schadensregulierung verweigern. Der Grund: Die Installation entsprach nicht den vorgeschriebenen Sicherheitsstandards. Zudem sind die gesundheitlichen Risiken enorm: Brände von Lithium-Ionen-Akkus setzen hochgiftige Gase frei, die nicht nur für die Bewohner, sondern auch für Einsatzkräfte der Feuerwehr gefährlich sind. Ein solcher Brand lässt sich zudem nicht einfach mit Wasser löschen – in vielen Fällen bleibt nur die Möglichkeit, das gesamte betroffene Gebäude zu evakuieren.
Hochwertige vs. billige Solarspeicher – Wo liegt der Unterschied?
Die Wahl eines hochwertigen, zertifizierten Solarspeichers ist daher nicht nur eine Frage der Effizienz, sondern vor allem der Sicherheit. Namhafte Hersteller investieren viel in die Forschung und Entwicklung sicherer Akkusysteme, die mit Überladungsschutz, integrierter Kühlung und hochwertigen Materialien ausgestattet sind. Diese Speicher sind zwar teurer, bieten aber eine deutlich höhere Lebensdauer und ein kaum vorhandenes Brandrisiko. Zudem verfügen sie über Sicherheitszertifikate, die belegen, dass sie umfassende Tests bestanden haben.
Billige Speicher hingegen werden oft ohne strenge Qualitätskontrollen produziert und enthalten Komponenten, die möglicherweise gar nicht für den dauerhaften Einsatz geeignet sind. Wer hier spart, setzt seine eigene Sicherheit aufs Spiel. Es lohnt sich daher, nicht nur auf den Preis, sondern vor allem auf die Qualität und die Zertifizierungen eines Speichers zu achten. Die Investition in ein sicheres, hochwertiges System schützt nicht nur das eigene Zuhause, sondern sorgt auch für langfristige Zuverlässigkeit und eine bessere Rentabilität der gesamten Solaranlage.
Fazit: Sicherheit hat Vorrang vor günstigen Preisen
Letztendlich gilt: Beim Thema Solarspeicher sollte Sicherheit immer Vorrang haben. Die Gefahr, die von billigen oder unsachgemäß installierten Lithium-Ionen-Akkus ausgeht, ist real und sollte nicht unterschätzt werden. Wer in erneuerbare Energien investiert, sollte sich bewusst sein, dass Qualität ihren Preis hat.
Es mag verlockend sein, beim Kauf eines Batteriespeichers Geld zu sparen oder gar selbst einen Speicher zu bauen. Doch die Risiken sind immens. Wer auf hochwertige, zertifizierte Speicher von etablierten Herstellern setzt und die Installation einem Fachbetrieb überlässt, minimiert das Risiko erheblich und kann sicher sein, dass sein Speichersystem zuverlässig und ungefährlich arbeitet. In diesem Bereich ist Geiz keinesfalls geil – sondern kann im schlimmsten Fall lebensgefährlich sein.
Aktuelle Medienberichte zum Thema:
Explosion durch Akku ausgelöst, www.kaernten.orf.at vom 22.02.2025
Haus-Explosion in Schönberg, ARD Mediathek vom 20.02.2025